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Kategorie-Archive: Film
Das Gute ergibt sich aus der Sicht auf das Böse – Überlegungen zur “Tatort”-Folge 836
„Es ist böse.“ Mit diesem kurzen Satz empfängt der Hauptkommissar Frank Steier seine Kollegin Conny Mey am Tatort. Nicht mit: „Er ist böse“, obgleich die beiden Kommissare fest von einem männlichen Täter ausgehen. Damit entsprechen sie der Erwartung der Zuschauer, wenn auch nicht den Erkenntnissen am Tatort, an dem weder Sperma noch andere Indizien auf einen männlichen Täter verweisen können, denn am Ende dieser 836. “Tatort”-Folge, mit dem Titel „Es ist böse“, erfahren wir, dass der Täter seine brutale Prostituiertenmorde ganz in Folie eingewickelt vollzog. Der Plot dieses Tatorts beginnt also ambivalent, zum einen mit einer Eindeutigkeit, die auf den zweiten Blick nur vage ist, zum anderen mit der uneindeutigen und titelgebenden Sentenz „Es ist böse“, in der das Subjekt „Es“ den Zuschauer nicht informiert, auf wen oder was die Eigenschaft „böse“ zutrifft, obwohl hier durch die Annahme eines männlichen Delinquenten auch das deutlichere Subjekt „Er“ möglich gewesen wäre. Es ist die Hinterfragung dieser Zwiespältigkeit, welche den Zuschauer auf die Spur zu den Widersprüchen dieses Films bringen kann und zu der Erkenntnis der unverantwortlichen Grundhaltung von diesem, die sich aus einer rein gefälligen Sicht auf das Böse ergibt. (mehr …)
Eine Schülerrebellion als selbstgefällige Fassade der bürgerlichen Gesellschaft – Anmerkungen zu dem Fernsehfilm „Mittlere Reife”
„Kuschelpädagogik, extra weichgespült: In ´Mittlere Reife´ proben Schüler in der ARD den Aufstand. Ein Diskussionsanstoß, der seine Kugeln leider ins Leere trudeln lässt.“ So das Verdikt Beate Strobels in FOCUS Online über einen Spielfilm des Hessischen Rundfunks, in dem fünf zu einem Ethikkurs verdonnerte Problemschüler, Ideen für eine Schule jenseits der etablierten Vorstellungen entwickeln. Bei der Begründung ihrer Kritik lässt aber auch Strobel „ihre Kugeln ins Leere trudeln“, weil sie ihr Urteil schlecht begründet und wesentliche Kontexte übersieht. Natürlich ist ihr zuzustimmen, wenn sie die Forderungen der Schüler als nicht überraschend beschreibt und wenn sie die Botschaft des Films als zu schlicht sowie dessen Grundhaltung als naiv qualifiziert. (mehr …)
Lüstlingsliebe – Anmerkungen zum Spielfilm „Homevideo“
Ein 15jähriger Knabe onaniert und begeht aus diesem Grund Selbstmord. Auf einen Satz gebracht ist das der Plot von „Homevideo“. Aber, wie kann es sein, dass ein Heranwachsender wegen einer solchen sexuellen Belanglosigkeit Selbstmord begeht? Der Film gibt darauf eine leicht verdauliche Antwort, leicht verdaulich, weil scheinbar konsistent und permanent im Konsens mit dem Zeitgeist. (mehr …)